Geschichte der Sozialdemokratie

Daten und Fakten zur Geschichte der deutschen Arbeiter*innenbewegung

1848: Februar. Das von Karl Marx und Friedrich Engels verfasste „Kommunistische Manifest“ erscheint in London. Es schließt mit dem Appell „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“.

1863: 23.05. ADAV-Gründung in Leipzig. Ferdinand Lassalle Initiator und Vorsitzender. 1. Forderung lt. Statut: Das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht. „1. APO auf deutschem Boden“ (vgl. Kurt Lenk: Theorien der Revolution. München 1973. S.100).

1869: 07.-09.08. SDAP-Gründung in Eisenach durch Wilhelm Liebknecht und August Bebel (>Eisenacher Programm).

1875: 22.-27.05. Vereinigungsparteitag ADAV u. SDAP zur SAP in Gotha. (Karl Kautsky u. Eduard Bernstein >Gothaer Programm).

1878-1890: Sozialistengesetz Bismarcks vom 21.10.1878 („Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie“).
12 Jahre strafrechtliche Verfolgung sowie Betätigungs- und Versammlungsverbot bis 30.09.1890. Viele Genossen müssen emigrieren.

1890: SPD-Parteitag Halle (Saale). 1. Parteitag nach Aufhebung der Sozialistengesetze. Partei nimmt ihren endgültigen Namen an (SPD).

1891: 14.-20.10. SPD-Parteitag Erfurt. Von K. Kautsky verfasstes revolutionär-marxistisches Erfurter Programm wird Parteiprogramm.

1903: SPD-Parteitag in Dresden. U.a. eine strenge Resolution gegen die „revisionistischen Bestrebungen“ innerhalb der SPD.

1912: 12.01. SPD erstmals stärkste Fraktion im deutschen Reichstag mit 34,8 Prozent der Stimmen und 110 Mandaten.

1914: 04.08. SPD-Fraktion stimmt im Reichstag nach innerparteilichen Auseinandersetzungen für die Kriegskredite („Burgfrieden“).

1914: 02.12. Karl Liebknecht (SPD) stimmt als einziger Abgeordneter im Reichstag gegen die erneute Bewilligung der Kriegsanleihen und nennt die Ursachen, die zum Ausbruch des 1. Weltkrieges geführt haben (>Nationalismus, Imperialismus, Großmachtpolitik).

1917: 06./07.04. USPD-Gründung in Gotha. Radikalste u. revolutionärste Gruppe: Spartakusbund (u.a. K. Liebknecht, Rosa Luxemburg).

1918:
05.10. Eine Koalition der SPD mit dem Zentrum und der DDP zeichnet sich ab.
09.11. Philipp Scheidemann ruft in Berlin die Deutsche Republik aus; K. Liebnecht ebenfalls die „freie sozialistische Republik“.
12.11. Die sozialdemokratische Regierung setzt das bereits 1891 im Erfurter Programm geforderte Frauenwahlrecht durch.
14.11. Ebert-Groener-Pakt (>Regierung und Reichswehr), Stinnes-Legien-Pakt (>Industrie und Gewerkschaften).
30.12.-01.01. Gründungsparteitag der KPD in Berlin (K. Liebknecht, R. Luxemburg, Wilhelm Pieck und andere Spartakisten).

1919:
06.01.-13.01. Spartakus-Aufstand in Berlin wird von reaktionären Reichswehrtruppen blutig niedergeschlagen.
15.01. Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg werden ermordet. Wilhelm Pieck kann entkommen. Reichswehrminister Gustav Noske, der sich selbst als Bluthund bezeichnet hat, schlägt mit den rechten, reaktionären Freikorps alle Aufstände von links brutal nieder („Die Revolution frisst ihre Kinder…“). Viele Arbeiterinnen und Arbeiter werden ermordet.

1920: 04.-07.12. Vereinigungsparteitag USPD (Linke) und KPD in Berlin zur VKPD.

1921: 18.-24.09. Görlitzer Programm auf Parteitag in Görlitz beschlossen, löste das Erfurter Programm von 1891 ab, bekannte sich klar zur Weimarer Republik

1922: USPD (Rest) u. MSPD schließen sich zusammen zur VSPD (Dittmann, Haase, Barth, Ebert, Landsberg, Scheidemann).

1925: 13.-18.9. Heidelberger Programm der SPD verabschiedet. In der Sprache des Marxismus formuliert (K. Kautsky, E. Bernstein).

1927: 16.07. Arbeitslosenversicherung auf Druck von SPD und Gewerkschaften eingeführt.

1932: 20.07. Franz von Papen entmachtet mit Hilfe des Militärs die letzte SPD-geführte Regierung in Preußen („Preußenschlag“).

1933:
23.03. Hitlers „Ermächtigungsgesetz“ wird im Reichstag nur von den 94 Abgeordneten der SPD abgelehnt. SPD-Vorsitzender Otto Wels hält eine flammende Rede („Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht!“). Den 81 KPD-Abgeordneten wird der Zutritt zum Reichstag verwehrt oder sie sind bereits von den Nazis verhaftet bzw. ermordet worden.
02.05. Gewerkschaftshäuser werden von SA und SS besetzt und alle Gewerkschaften aufgelöst.
22.06. Verbot der SPD und Verfolgung ihrer Mitglieder. Viele gehen in die Emigration und/oder leisten Widerstand.

1945:
06.05. Erster SPD-Ortsverein in Hannover wiedergegründet.
03.-06.10. Neugründung der SPD in Wennigsen bei Hannover (>Wennigser Konferenz). Ergebnis: Kurt Schumacher Vorsitzender der 3 West-Zonen, Otto Grotewohl Vorsitzender der Ost-SPD („Wennigser Kompromiss“).

1946: 21./22.04. (Zwangs-)Vereinigungsparteitag in Berlin. Ost-SPD u. KPD werden zur SED – symbolisiert durch den Händedruck zwischen Otto Grotewohl und Wilhelm Pieck. Später als Emblem das Parteiabzeichen der SED.
09.-11.05. SPD-Parteitag Hannover. 46 Delegierte aus 22 organisierten Bezirken gründen eigene SPD für die Westzonen.

1949: 13.10. 16 Gewerkschaftsverbände der amer., brit. u. franz. Zone schließen sich zum DGB zusammen. Vorsitzender: Hans Böckler.

1959: 13.-15.11. Godesberger Programm. SPD legt marxistisch-revolutionäre Programmatik ab und öffnet sich der Gesamtgesellschaft.

1966: SPD und CDU konstituieren nach dem Austritt der FDP aus der Regierung die Große Koalition („Proporzdemokratie“).

1969: SPD stellt erstmals mit der FDP zusammen die Regierung. Willy Brandt wird 1. sozialdemokratischer Bundeskanzler.

1982: September. Umschwenken der FDP zur CDU/CSU. Sturz v. Helmut Schmidt durch konstruktives Misstrauensvotum (>Art. 67).

1989:
07.10. Gründung der SDP (Manfred Ibrahim Böhme) in Schwante/Ostdeutschland bei Oranienburg/Brandenburg als Teil der systemkritischen Bürgerbewegung in der DDR. Willy Brandt: „Jetzt wächst zusammen, was zusammen gehört.“
18.-20.12. SPD-Parteitag in Berlin (>Berliner Programm, ökologische und soziale Prägung, zukunftsorientiert und innovativ).

1990:
13.01. Neugründung der SPD in Ost-Berlin aus der SDP.
02.12. SPD-Niederlage bei der Wahl zum 1. gesamtdeutschen Bundestag mit Kanzlerkandidat Oskar Lafontaine.

1991: 21.04. SPD erringt durch den Sieg von Rudolf Scharping bei der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz absolute Mehrheit im Bundesrat.

1994: 16.10. SPD unterliegt mit Kanzlerkandidat Rudolf Scharping den konservativen Parteien bei der Bundestagswahl knapp.

1998:
27.09. SPD gewinnt mit Kanzlerkandidat Gerhard Schröder die Wahl zum 14. Deutschen Bundestag mit deutlicher Mehrheit.
20.10. SPD und Grüne beschließen die Koalitionsvereinbarung „Aufbruch und Erneuerung – Deutschlands Weg ins 21. Jahrhundert“.

2002: 22.09. SPD gewinnt mit Kanzlerkandidat Gerhard Schröder die Wahl zum 15. Deutschen Bundestag mit knapper Mehrheit.

2003: 23.05. Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands feiert ihr 140jähriges Bestehen!