Herzlichen Glückwunsch an alle, die ihre Schullaufbahn in den letzten Wochen erfolgreich abgeschlossen haben. Doch wie geht es jetzt weiter? Der Großteil besteht aus Abiturientinnen und Abiturienten. Viele starten ins Studium und verlassen unsere Region. Gleichzeitig suchen die ansässigen Unternehmen händeringend Nachwuchs. Wie kann es also gelingen, die jungen, talentierten Menschen in der Region zu halten? Zu allererst möchte ich festhalten, dass nicht jeder Mensch für das Abitur bzw. Studium gemacht ist. Es ist gut, dass wir vielfältige Talente haben. Diese müssen erkannt und genutzt werden! In unserer Gesellschaft ist in meinen Augen eine gewisse Unverhältnismäßigkeit vorhanden: Wie kann es zum Beispiel sein, dass Schülerinnen und Schüler mit erweitertem Realschulabschluss oder Abitur schräg angeschaut werden, wenn sie eine Ausbildung starten und nicht noch Abitur machen beziehungsweise studieren möchten?
Eins ist klar: für viele junge Menschen ist eine Ausbildung nicht attraktiv genug. Daher haben die Jusos Niedersachsen auf ihrer diesjährigen Landeskonferenz das Arbeitspapier „Gute Ausbildung für Alle“ beschlossen. Hierin wird deutlich, dass eine auskömmliche Vergütung für Auszubildende dringend erforderlich ist. Eine gesetzliche Mindestausbildungsvergütung und auch eine stärkere Tarifbindung sind von hoher Bedeutung. Zudem starten Auszubildende häufig nicht nur in das Berufsleben, sondern auch direkt in ihr eigenes unabhängiges Leben. Um diesen Start zu erleichtern, sollten sich alle Beteiligten überlegen, wie die Rahmenbedingungen verbessert werden können.
Wohnraum für Azubis muss geschaffen werden! Sich als Azubi eine Wohnung leisten zu können, ist die eine Sache. Auf der anderen Seite muss erst einmal eine Wohnung gefunden werden. Ist beides gegeben, gibt es dann aber häufig Absagen, wenn der Vermieter oder die Vermieterin hört, dass man sich noch in der Ausbildung befindet. Hier könnten jetzt die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber clever entgegenwirken: Wenn sie selbst Wohnungen mieten oder schaffen und diese dann an ihre Auszubildenden zur Verfügung stellen, hat der Vermieter bzw. die Vermieterin weniger Bedenken und kann langfristig planen
Neben den Rahmenbedingungen muss eine herausragende Qualität der Ausbildung gewährleistet werden. Um den Auszubildenden eine gute Qualität in der Ausbildung bieten zu können, fordern die Jusos Niedersachsen eine verpflichtende Anwesenheit und Weiterbildung der Ausbilderinnen und Ausbilder. Desweiteren muss die Ausbildung im Betrieb und der Berufsschule aufeinander abgestimmt sein. Alles, was Auszubildende theoretisch lernen müssen, sollten sie auch praktisch umsetzen können. Dafür ist eine enge Abstimmung notwendig. Zusätzlich kann es sinnvoll sein, wenn sich kleinere Betriebe zusammentun und gemeinsame Lernorte, bzw. gemeinsame Ausbildungswerkstätten nutzen.
Es wird ein Umdenken in der Gesellschaft erforderlich sein, um Ausbildungen wieder attraktiver werden zu lassen. Daher ist die Forderung, einen Gesellenbrief dem Bachelor-Abschluss und den Meister dem Master-Abschluss gleich zu stellen absolut notwendig. Eins kann ich aus eigener Erfahrung als Auszubildender abschließend sagen: Unser Ausbildungssystem ist ein sehr gutes, aber wir Azubis müssen aber genau hinschauen, dass unsere Rechte auch umgesetzt werden. Lasst uns gemeinsam die Ausbildung stärken!
Benedikt Pape
Vorsitzender der Jusos im Kreis Verden
Stellv. Ortsvereinsvorsitzender SPD Verden