

Im Anschluss berichtete Landrat Bohlmann, dass für den Landkreis Verden die Verlängerungsmöglichkeit nach einem eindeutigen Beschluss des Kreisausschusses ein willkommenes Mittel sei, eine staatliche Förderschule langfristig im Kreisgebiet als Zentrum für die schulische Inklusion zu sichern. Er begrüßte, dass zwei Regelungen im Schulgesetz unverändert geblieben seien. So gäbe es die Vorgabe, dass Förderschulen als Förderzentren weiter zu entwickeln sind und zweitens gäbe es nach wie vor den Grundsatz der inklusiven Beschulung. Hier befinden sich die Kommunen im Landkreis Verden auf einem guten Weg. So würden schon jetzt 78 Kinder mit Förderbedarfen in den allgemeinbildenden Schulen beschult, erläuterte Bohlmann. Für einzelne Bedarfe müsse es aber auch in Zukunft Einrichtungen geben, die die Schulen beraten oder auch in kleiner Zahl Schülerinnen und Schüler mit besonderen Förderbedarfen beschulen. Hohe Steigerungsraten würden vor allem bei den sogenannten sozial-emotionalen Auffälligkeiten angenommen und auch schon jetzt nachgewiesen. „Diese Kinder und Jugendlichen mit Problemen bei der emotionalen und sozialen Entwicklung wollen wir vom Förderzentrum Erich-Kästner-Schule aus künftig noch besser fördern und haben deswegen als Kreisverwaltung den Aufbau einer kleinen, inklusiv orientiert arbeitenden Förderschule für solche Schülerinnen und Schüler vorgeschlagen“, so der Landrat.
Der Landkreis Verden blicke auf langjährige Erfahrungen zurück, was das gemeinsame Lernen ganz unterschiedlicher Schülerinnen und Schüler angeht. „Die erste Integrationsklasse gab es hier bereits vor über 25 Jahren. In vielen Bereichen wie etwa bei der Beratung vor Ort in den Schulen und der Zusammenarbeit mit der Jugendhilfe ist der Landkreis Verden Vorreiter gewesen“, betonte Liebetruth. Luft nach oben gebe es trotzdem noch eine ganze Menge, waren sich Liebetruth und Bohlmann einig. Beide setzen sich nun für die Weiterentwicklung des kreisweiten Inklusionskonzeptes ein.
Mit Blick auf die vollen Besucherreihen bat Dörte Liebetruth die anwesenden Expertinnen und Experten aus der schulischen Praxis um ihre Anregungen und Ideen. Von Seiten einiger Schulleitungen wurde mehr Entscheidungsfreiheit gewünscht, wie z.B. die Möglichkeit, Schulbegleitungen von Kindern mit Beeinträchtigungen flexibler in Klassen einsetzen zu können. „Es gibt noch viele Haken und Ösen bei der Inklusion“, stellte ein Besucher dazu fest. Er regte an, einen Blick nach Oldenburg zu werfen, wo in einem Modellprojekt statt eines Schulbegleiters, der sich nur um ein einziges Kind mit Beeinträchtigung kümmern darf, eine qualifizierte Kraft das zu fördernde Kind und die gesamte Lerngruppe unterstützt. Auch mehr Fortbildungen für pädagogische Mitarbeiter standen auf der Wunschliste der Anwesenden. Gelobt wurde die Arbeit der mobilen Dienste im Landkreis Verden. Mit multiprofessionellen Teams werde an den allgemeinbildenden Schulen wertvolle Arbeit geleistet. Eine Bremer Sonderpädagogik-Studentin wurde von Liebetruth augenzwinkernd umworben: In Niedersachsen gäbe es beste Berufschancen, das Land suche dringend Förderschullehrkräfte. Die Vorschläge zu den Schulbegleitungen aufgreifend antwortete Bohlmann, dass auch der Landkreis ein starkes Interesse daran habe, Schulbegleitungen für mehrere Schülerinnen und Schüler einsetzen zu können. Das Mitte des letzten Jahres beschlossene Bundesteilhabegesetz eröffne hier Möglichkeiten, die auch in die Überlegungen der Kreisverwaltung mit ihren derzeit 100 Schulbegleitungen einfließen würden.
Die vielfältigen Anregungen aber auch die kritischen Worte zum gemeinsamen Lernen begrüßte Dörte Liebetruth. „Mein Ziel ist es, Inklusion besser zu machen. Daran möchte ich auf Kreisebene und im Landtag weiter intensiv arbeiten“, machte sie deutlich. „Über Ideen und Anregungen aus der Praxis freue ich mich auch in Zukunft!“