
Bernd Michallik hat schon lange den Eindruck, dass die hiesige Region und Niedersachsen in besonderem Maße von Überdüngung betroffen sei. „Grundwasser und Oberflächengewässer leiden stark unter der wachsenden Verunreinigung durch Stickstoff und Phosphat. Die Nährstoffüberschüsse wirken sich zudem negativ auf Klimaschutz und Biodiversität aus. Vor allem die zunehmende Nitratbelastung ist alarmierend und muss zum Schutz der Umwelt nachhaltig bekämpft werden."
Der Handlungsbedarf sei groß, eine bundesweite Lösung aber noch nicht in Sicht. Erst kürzlich hatte die EU-Kommission gegen Deutschland Klage wegen der Verletzung der Nitratrichtlinie eingereicht. „Soweit hätte es nicht kommen dürfen. Die Ländervorschläge für eine wirksame Düngerüberwachung liegen seit langem auf dem Tisch", erklärte jetzt auch Agrarminister Meyer (Grüne) in Hannover.
Allein der Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) habe seine Hausaufgaben nicht gemacht. „Es geht nicht nur wertvolle Zeit verloren, sondern es fehlt auch weiter eine klare Richtungsvorgabe für unsere landwirtschaftlichen Betriebe, um sich auf erforderliche Änderungen einzustellen", sagte Meyer weiter. Mit der Novellierung des Düngerechts sollen Daten zwischen Überwachungsbehörden für effektivere Kontrollen künftig gezielt ausgetauscht werden und strengere und verbindlichere Vorgaben beim Düngereinsatz gelten.
Der jährliche Nährstoffüberschuss in Niedersachsen beträgt laut dem Anfang des Jahres veröffentlichten dritten Nährstoffbericht mehr als 80.000 Tonnen Stickstoff und etwa 30.000 Tonnen Phosphat. Diese Mengen werden zu viel gedüngt und müssen deutlich reduziert werden. Dass dies möglich ist, zeigt ein Blick über die Grenze nach Dänemark: Dort gelingt es bereits seit mehr als 20 Jahren, durch eine restriktive Begrenzung der Düngermenge auf das für die Betriebe – und das Pflanzenwachstum – erforderliche Maß die Nährstoffüberschüsse und damit die Belastung der Umwelt zu senken.
Bernd Michallik ist sich mit den Experten einig: Notwendig ist der verminderte und wesentlich gezieltere Einsatz von Gülle, Gärresten und anderen Wirtschaftsdüngern bei gleichzeitig deutlich geringerem Mineraldüngereinsatz.
Derzeit entsprechen die jährlichen Nährstoffüberschüsse in Niedersachsen einem Geldwert von mehr als 100 Millionen Euro. Diese Summe könnte durch einen verringerten Düngereinsatz eingespart werden. „Das wäre nicht nur ökonomisch sinnvoll, sondern auch ein Gewinn für den Gewässer- und Naturschutz", lobte Michallik Umweltminister Wenzel. „Unser Ziel muss sein, die Belastungen zu verringern, um den von der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie geforderten guten Gewässerzustand zu erreichen."
Mit der Wasserrahmenrichtlinie verpflichten sich die EU-Staaten, die Ressource Wasser besonders zu schützen, etwa die Nitratbelastung der Gewässer zu senken. Doch auch die neuerliche Bewertung durch die Europäische Union 2015 hat ergeben, dass 41 Prozent der Grundwasserkörper in Niedersachsen einen „guten chemischen Zustand" nicht erreichen. Wichtigste Ursache: Die Überdüngung mit Nitrat aus landwirtschaftlichen Quellen.