
Der Experte blickte besorgt auf die steigende Zahl der älteren Arbeitslosen, die in Niedersachsen im Jahresvergleich um 3,1 Prozent zugenommen habe, während die Gesamtzahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vorjahr um 2,6 Prozent zurückgegangen ist. Besonders problematisch sei die Lage der über 54-Jährigen, bei ihnen stieg die Arbeislosigkeit nämlich sogar um 5,6 Prozent.
Dazu stellte Lutz Bock vor der AfA fest: "Der hiesige Arbeitsmarkt ist gespalten. Während sich die Chance auf Beschäftigung für Menschen unter 50 Jahren in den letzten zwölf Monaten verbessert hat, hat sie sich für über 50-Jährige in Niedersachsen deutlich verschlechtert. Je älter Arbeitslose sind, desto geringer ist ihre Chance, einen Job zu finden. Bock forderte gemeinsam mit Dietmar Teubert die Arbeitgeber auf, auch älteren Beschäftigten eine Chance zu geben. Lippenbekenntnisse in Sonntagsreden reichen nicht. "Leider besteht auf Seiten vieler Arbeitgeber große Zurückhaltung, ältere Beschäftigte anzustellen, obwohl die Mehrzahl dieser Personengruppe sehr gut ausgebildet und über langjährige Berufserfahrung verfügt", fuhr Gewerkschafter Bock fort.
Im Landkreis Verden ist jedoch entgegen diesem negativen Trend alles anders und besser, betonte Bock nachdrücklich. Er informierte über eine DGB-Untersuchung von 2004 bis 2014, wonach die Arbeitslosenquote bei den über 50-jährigen Arbeitnehmern überdurchschnittlich gering ist und deren Vermittlungschancen rekordverdächtig hoch sind. Auch für viele ältere Arbeitnehmer, die im Land Bremen längst keine Vermittlungschance mehr hatten und von Hartz IV bedroht waren, habe sich der Kreisverdener Arbeitsmarkt als Segen erwiesen.
Der Redner führte dies auf die Wertschätzung der insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen in Stadt und Landkreis Verden gegenüber ihren Mitarbeitern zurück. "Peter Bohlmann und Lutz Brockmann können sehr zufrieden mit dieser Entwicklung sein", bekräftigte Bock lobend an die Adresse von Landrat und Bürgermeister gerichtet.
Die landesweiten Zahlen zeigen nach Ansicht des Experten aber auch, dass die Erhöhung des Renteneintrittsalters der falsche Weg ist, da nach wie vor die Beschäftigungschancen älterer Beschäftigter viel zu gering sind. Lutz Bock war sich mit dem SPD-Arbeitnehmerflügel darin einig, dass daher auch Arbeitslose die uneingeschränkte Möglichkeit brauchen, nach 45 Beitragsjahren abschlagsfrei in Rente gehen zu können. Bock nannte die aktuelle Regelung, Zeiten der Arbeitslosigkeit in den letzten zwei Jahren vor der abschlagsfreien Rente ab 63 nur unter starken Beschränkungen mitzurechnen, für die vielen Betroffenen "purer Hohn".
Die AfA verabschiedede deshalb einen Forderungskatalog. Darin wird die Erwartung gegenüber dem Bundes- und Landesgesetzgeber erhoben, ältere Arbeitslose stärker an Maßnahmen der aktiven Arbeitsförderung zu beteiligen. Ferner müssen Arbeitgeber hinsichtlich der Potentiale Älterer intensiver beraten werden. Insbesondere müssen Lohnkostenzuschüsse speziell zur Eingliederung dieser Personengruppe eingesetzt werden.
SPD-Kreistagsabgeordneter Heinz Möller will auch thematisiert sehen, dass ältere ArbeitnehmerInnen über 50 Jahre, die ihre Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung beenden, eine Entgeltsicherung erhalten sollten, wenn das zukünftige Einkommen niedriger als das vorherige ist. Die Abschaffung dieser Regelung sei ein schwerer Fehler der frühreren schwarz-gelben Bundesregierung gewesen, kritisierte Möller.
Aus der Verdener Kommunalpolitik berichtete ferner Dietmar Teubert. Über kreispolitische Schwerpunktthemen informierte außerdem SPD-Kreistagsabgeordneter Heinz Möller auf der gut besuchten Veranstaltung. Möller lobte dabei den Haushaltsentwurf des Land- kreises für 2015 als höchst solide, sozial ausgewogen und den Konsolidierungs-erwartungen gerecht werdend. "Die Handschrift sozialdemokratisch gestalteter Kommunalolitik für die kommunale Daseinsvorsorge ist deutlich erkennbar", betonte Möller in einer ersten Stellungnahme.