Anwerbung von Pflegekräften ist keine Patentlösung

"Die Anwerbung von ausländischen Arbeits- und Fachkräften in der Pflege ist auch für Einrichtungen im Landkreis Verden ein Baustein, um den immer größer werdenden Fachkräftemangel in der Pflege beizukommen. Doch damit allein ist es längst noch nicht getan", erklärt der Vorsitzende des Sozial- und Gesundheitsausschusses beim Landkreis Verden und SPD-Kreistagsabgeordnete Heinz Möller.

Er findet, dass die politisch Verantwortlichen dafür eintreten müssen, dass jegliche Bemühungen der Anwerbung auf ethische Grundsätze hin geprüft werden. Dazu gehöre, dass bei der Anwerbung  auf humane Gesichtspunkte geachtet werden müsse, die auf Menschenrechten basieren und verant-wortungsbewusste Arbeitsbedingungen enthalten. Besonderen Wert müsse auch darauf gelegt werden, dass es eine intensive sprachliche und kulturelle Vorbereitung der Fachkräfte bedürfe. Ein kurzer Sprachkurs ist dafür zu wenig, vielmehr werde dafür ausreichend Zeit benötigt, gibt SPD-Sozialpolitiker Möller zu bedenken.

Genauso entscheidend ist es für die SPD im Landkreis Verden, dass nicht nur eine Willkommenskultur unter Einbeziehung aller Beteiligten erarbeitet wird, sondern auch eine eigentlich selbstverständliche Bleibekultur. Es müsse dabei aus den Fehlern früherer Anwerbephasen in Deutschland gelernt werden. Dazu gehören für die Angeworbenen und ihren Familienangehörigen  nun mal verlässliche Arbeitsbedingungen. Es gelte ebenso, dass die Angeworbenen das Recht haben müssen, dauerhaft mit ihrer Familie in unseren Städten und Gemeinden bleiben zu können.

Außerdem dürfe die Anwerbung nicht dazu missbraucht werden, den problematischen Status Quo in der Pflege zu zementieren, unterstreicht der SPD-Kreispolitiker. Dazu müsse der Pflegeberuf insgesamt wieder attraktiver gestaltet werden, unter anderem indem die Pflegekräfte mehr Zeit für ihre Pflegetätigkeiten erhalten. Dazu fordert die SPD entsprechende bessere Rahmenbedingungen, weil sonst auch sehr schnell die angeworbenen Fachkräfte in attraktivere Arbeitsfelder wechseln.

Ebenso sind die vorhandenen Arbeitskräfte-Potentiale vor Ort zu heben, die bisher keinesfalls gänzlich genutzt werden, ergänzt der Achimer SPD-Kreistagsabgeordnete und AWO-Kreisvorsitzende Fritz-Heiner Hepke.  Zwar setzen sich die SPD und die Wohlfahrtsorganisationen intensiv für bessere Bedingungen in der Pflege ein. Anwerbung alleine könne jedoch den immensen Bedarf an Fachkräften nicht lösen, unterstreichen Möller und Hepke, sondern es müssen aus ihrer Sicht die strukturellen Probleme angegangen werden. Man dürfe sich deshalb nicht nur schnell der einfachsten Lösung bedienen. Die Pflege brauche vielmehr einen Maßnahme-Mix, um endlich wieder genügend Fachkräfte zu gewinnen.