„Wir brauchen vertrauensbildende Maßnahmen“

„Wir brauchen vertrauensbildende Maßnahmen und ein Höchstmaß an Sicherheit.“ Das ist das Fazit, das die Bundestagsabgeordnete Christina Jantz nach einem Besuch auf dem Betriebsgelände des Erdgas-Bohrplatzes der RWE-Dea und einem anschließenden Gespräch mit Bürgerinitiativen im Rathaus in Langwedel zieht. Die Bundestagsabgeordnete hat zusammen mit ihrem Kollegen Frank Schwabe, dem zuständigen Berichterstatter im Umweltausschuss der SPD-Bundestagsfraktion, die Probleme vor Ort erörtert.

Die Vertreter der RWE Dea nahmen sich viel Zeit um ihren Gästen die Erdgasförderung detailliert vorzustellen und ihr Engagement darzulegen. Dabei wurden auch die Vorfälle nicht ausgespart, die das Unternehmen zum Anlass genommen hat, seine Praxis zu überprüfen und neue Handlungsstrategien abzuleiten.

Frank Schwabe war es dabei wichtig, sich ein eigenes Bild der Situation zu machen. „Deshalb haben wir zunächst den Bohrplatz in Völkersen besucht und uns dann gemeinsam mit dem Bürgermeister Andreas Brandt und Vertretern der Bürgerinitiativen im Rathaus in Langwedel getroffen“, so Frank Schwabe.

Die Abgeordnete Christina Jantz betonte, dass viele Maßnahmen bereits im Koalitionsvertrag festgeschrieben sind. „Die Koalition wird das Bergrecht und das Wasserhaushaltsgesetz anpassen. Wir suchen hierzu selbstverständlich auch in Berlin das Gespräch. So hat sich in der vergangenen Woche die Landesgruppe der SPD-Bundestagsfraktion Niedersachsen und Frank Schwabe mit Vertretern der Erdgasindustrie und der Umweltverbände getroffen.“

„Besonders wichtig ist mir allerdings, dass unsere Situation vor Ort in Berlin Gehör findet“, so Jantz. „Durch die mediale Berichterstattung zum Thema Fracking geraten die gegenwärtigen Probleme mit der Erdgasförderung immer mehr in den Hintergrund“, befürchtet der Langwedeler Bürgermeister Andreas Brandt. „In Langwedel wird das Erdgas konventionell gefördert, gefrackt wurde hier schon seit mehreren Jahren nicht mehr. Das Erdgas drückt auch so in dem förderstärksten deutschen Erdgasfeld nach oben. Wir sehen den vordringlichen Handlungsbedarf in der Entsorgung des hochgiftigen Lagerstättenwassers, welches täglich in großen Mengen mit dem Erdgas an die Erdoberfläche transportiert wird. Die Idee, diese Flüssigkeit wieder da hin zu pumpen wo sie her kommt, hört sich im ersten Moment logisch an. Allerdings ist die Variante nicht zu Ende gedacht. Denn wenn man die anfallende Menge aus zahlreichen Bohrungen in einem riesigen Fördergebiet an einer Stelle versenkt, dann passt da irgendetwas nicht. Dass sich die Flüssigkeit in den Bodenschichten des Erdgasfeldes von alleine gleichmäßig verteilt, ist eher unwahrscheinlich. Neue Probleme sind somit vorprogrammiert“, so der Bürgermeister.

Im Flecken Langwedel wurden in den letzten sechs Jahren fünf Erdbeben registriert. Ein wahrscheinlicher Zusammenhang mit der Erdgasförderung konnte aufgrund des zu groben Messsystems jedoch erst im Jahr 2012 hergestellt werden. Nach der Auswertung durch den niedersächsischen Erdbebendienst ist auch zukünftig mit weiteren Beben zu rechnen. „Zur Absicherung der Immobilienwerte fordern wir für die Regulierung von Erdbebenschäden einen Entschädigungsfonds nach niederländischem Vorbild“, formuliert Andreas Brandt seinen Anspruch weiter, „unsere Bürger brauchen Sicherheit und Verlässlichkeit.“

Nach Meinung der Bürgerinitiativen reicht es nicht aus, dass nur die Beweislastumkehr in das Bundesberggesetz eingebracht wird. Anhand der Regulierungsprobleme von Gebäudeschäden aus der Vergangenheit wird deutlich, dass bereits vor dem Beginn von Bohraktivitäten ein geeignetes Beweissicherungsverfahren gesetzlich vorgeschrieben werden muss. Frank Schwabe schloss den Abend mit dem Appell an die Bürgerinitiativen, auch weiterhin ihre Stimme hörbar zu machen und Transparenz einzufordern.