Gleichstellung ist Frage der Gerechtigkeit

Frauenspezifische Themen standen im Blickpunkt einer vom AfA- und DGB-Kreisvorsitzenden Dietmar Teubert am Donnerstag moderierten Tagung der sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA) im Landkreis Verden. Dabei machte SPD-Ratsfrau Karin Hanschmann auf die weiterhin bestehende Geschlechterdiskriminierung auf dem Arbeitsmarkt aufmerksam und forderte eine rasche Umsetzung der im Koalitionsvertrag mit den Unionsparteien auf Initiative der SPD vereinbarten Regelungen.

Hanschmann rügte, dass Frauen auch bei gleichwertiger oder sogar besserer Ausbildung auch weiterhin auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt werden. Sie werden schlechter bezahlt, auch wenn es sich um die gleichwertige Tätigkeit handelt wie bei Männern. Der Lohnunterschied zwischen den Geschlechtern beträgt hierzulande 22 Prozent. Eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, schimpfte Karin Hanschmann vor der SPD-Arbeitnehmerorganisation. Damit liege Deutschland in der Europäischen Union mit an der Spitze bei der Frauendiskriminierung, ergänzte Sozialdemokrat und Gewerkschafter Dietmar Teubert.

Das Prinzip darf nicht nur "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit" lauten, sondern auch "Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit", betonte Rednerin Hanschmann weiter. Deshalb müssten die im Koalitionsvertrag vereinbarten Regelungen zugig umgesetzt werden. Durchschlagkraft habe ein solches Entgeltgleichheitsgesetz für die SPD-Arbeitnehmerorganisation aber nur, so SPD-Kreistagsabgeordneter Heinz Möller, wenn wirksame Kontrollmechanismen geschaffen und die Betriebe vor Ort bei Untätigkeit auch spürbar sanktioniert werden.

Mit Blick auf die bevorstehende Europawahl gibt es für SPD-Sozialpolitiker Heinz Möller aus Sicht der AfA ebenfalls noch viel Handlungsbedarf: Frauen sind schließlich von den Folgen der Krise besonders betroffen. Deshalb muss Gleichstellungspolitik in einem sozialen Europa zur Quer- schnittsaufgabe werden. Sie muss in allen Bereichen durch wirksame und verbindliche Regelungen vorangebracht werden und in einem eigenen Ressort der Kommission gebündelt werden, stellte Möller als AfA-Forderung heraus.

SPD-Kommunalpolitikerin Karin Hanschmann abschließend sehr deutlich: "In Deutschland müssen wir aber noch viel vor der eigenen Tür kehren. Bei uns sind die Spaltung des Arbeitsmarktes zu Lasten der sozialen und Dienstleistungsarbeit, die Teilzeitfalle mit der immer weiteren Aufsplitterung von Arbeitsverhältnissen, der Missbrauch und die Ausuferung der Minijobs die Hauptquellen der Frauendiskriminierung. Nur mit einer neuen Ordnung auf dem Arbeitsmarkt, einem flächendeckenden Mindestlohn, einer Neuregelung der Minijobs und der wirksamen Schließung der weißen Flecken in der Tariflandschaft werden die Frauen wirksamere Unterstützung erwarten können".