


Zirka zehn kleinere Zigarrenfabriken wurden gegründet.
Der Verdener Bahnhof war auch Schauplatz der Novemberrevolution von 1918. "Am 7. November 1918 musste ein aus Bremen kommender Zug mit Kieler Matrosen durch eine defekt gemachte Weiche im Bahnhof halten", so Deuter. Die Matrosen vermuteten Sabotage und besetzten den Bahnhof. Durch das Eingreifen des Verdener SPD- und Gewerkschaftsführers Carl Hatzky beruhigte sich die Situation aber schnell wieder und nach der Weichenreparatur fuhr der Zug mit den Matrosen weiter in Richtung Hannover.
Von der Zigarrenfabrik Engelhardt & Biermann an der Cluventalstraße/ Ecke Georgstraße ist heute nichts mehr zu sehen. Die Niederlassung wurde 1863 gegründet, und 1890 arbeiteten hier über 240 Arbeiter (die Hälfte der Verdener Zigarrenarbeiter). Der dort beschäftigte Zigarrenarbeiter Ernst Herbst war 1865 Gründungsmitglied des Allgemeinen Deutschen Cigarrenarbeiter-Vereins. In den 1960er Jahren wurden die Gebäude abgerissen.
Ein ganz wichtiger Schauplatz der Novemberrevolution in Verden war der Holzmarkt und die Holzmarktkaserne. Hier bildete sich am 9. November ein provisorische Arbeiterrat, dem sieben Sozialdemokraten angehörten, und der am Abend mit Unterstützung von 52 Bremer Marinesoldaten die politische Macht in Verden übernahm. Eine riesige Menschenmenge versammelte sich an diesem Abend auf dem Holzmarkt, die dann mit dem Arbeiterrat zu den wichtigsten Gebäuden der Stadt zog, um diese zu besetzen und sie der Macht des Arbeiterrates zu unterstellen. Als Zeichen der Besetzung diente eine rote Fahne, die aus den Fenstern gehängt wurde. Am nächsten Tag bildete sich in der Kaserne ein elfköpfiger Soldatenrat, der sich mit dem Arbeiterrat zusammenschloss. Vorsitzender war der Zigarrenarbeiter Carl Hatzky. Der Arbeiter- und Soldatenrat sorgte für die Freilassung politischer Gefangener und kümmerte sich um die Versorgung der Verdener Bevölkerung mit Lebensmitteln. Außerdem sorgte er für einen ruhigen Verlauf der Geschehnisse, so dass es nicht zu Schießereien oder Kämpfen kam.
Vierte Station des Rundgangs war die Arbeiterwohngegend in der Garten- und Katharinenstraße. In der Nähe lagen bedeutende Firmen: die Zigarrenfarbrik Bellmer & Co. am Wall und die Möbelfabrik Wöhler. In der Gartenstraße befand sich ein kleines Zentrum der Verdener Freidenker, die in den 1920er Jahren rund 50 Mitglieder zählten. 1890, nach dem Ende des Sozialistengesetzes, wurde der "Schwarze Bär" von Ernst Körner gekauft. Bis nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war die Gaststätte an der Bremer Straße das Versammlungs- und Vereinslokal der Verdener Gewerkschaften, der SPD und anderer Arbeiterorganisationen wie des Reichsbanners und der Eisernen Front. "Bereits 1889 wurde der Arbeiter-Turnverein gegründet, der rechts neben dem Gebäude auch seinen ersten Turnplatz hatte", so Deuter. Auch die Arbeiter-Bibliothek war hier untergebracht. Nach der Besetzung durch die SA am 2. Mai 1933 holte der gleichnamige Urenkel von Carl Hatzky hier rucksackweise noch Bücher heraus.
Der unumstrittene Führer der frühen Verdener Arbeiterbewegung ab 1869 war der Zigarrenarbeiter Conrad Wode. Er war Gründungsmitglied der Verdener Feuerwehr und machte sich auch für die Einrichtung des Krankenhauses stark. Wode war ein ausgezeichneter Redner, was ihm auch die heimische Presse bescheinigte. Am 5. April 1869 wurde unter seiner Führung die Vorläuferorganisation der Verdener SPD gegründet. In einer Volksversammlung traten damals gleich 300 Arbeiter dem Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV) bei. Vom Gründungslokal ist nichts mehr zu sehen. Die Gaststätte Bennigsen, später Dunker, befand sich am Nordertor, direkt an der Stadtmauer. Die Verdener SPD kann damit auf 144 Jahre zurückblicken. Der ADAV wurde am 23. Mai 1863 in Leipzig gegründet, Ferdinand Lassalle war der erste Präsident.
Das Syndikatshaus am norderstädtischen Markt beherbergte ab 1853 die erste Verdener Zigarrenfabrik mit zunächst 40 Zigarrenarbeitern. Noch im selben Jahr begannen die Verdener Zigarrenarbeiter mit der Gründung erster Selbsthilfeorganisationen. Sie gründeten 1853 einen Cigarrenarbeiter-Verein, der eine Unterstützungskasse zum Schutz bei Krankheit und bei Sterbefällen einrichtete. 1860 wurde bereits der erste kulturelle Verein, der Arbeitergesangverein "Concordia" gegründet.
Den Abschluss des fast zweistündigen Stadtrundgangs bildete ein Halt beim Rathaus, das der Verdener Arbeiterklasse nach dem Dreiklassenwahlrecht lange verschlossen blieb. Erst die Novemberrevolution und dem daraus entstandenen demokratischen Wahlrecht nach dem Prinzip: alle Wahlberechtigten (auch Frauen hatten jetzt das Wahlrecht erhalten) haben je eine Stimme, sorgte für Änderung. Bei den ersten Kommunalwahlen am 2. März 1919 erreichten die Sozialdemokraten zwölf von dreißig Stadtratssitzen. Unter ihnen auch Carl Hatzky, der Arbeiter- und Gewerkschaftsführer Verdens von ungefähr 1900 bis 1933, der 1920 nach Losentscheid auch Bürgervorsteherwortführer wurde.
Nach verdienten Sozialdemokraten sind in Verden mehrere Straßen und Wege benannt: Stumpe-Allee, Conrad-Wode-Straße, Ernst-Bertram-Weg, Emma-Eggers-Weg und Carl-Hatzky-Weg.