Engagementbericht ersetzt keine Engagementpolitik

"Eine regelmäßige umfassende Bestandsaufnahme zum bürgerschaftlichen Engagement war überfällig." Mit diesen Worten begrüßte SPD-Kreisvorsitzender Bernd Michallik vor den Gremien der Kreis-SPD im Gasthaus "Niedersachsen" in Thedinghausen den bereits 2009 beschlossenen und in dieser Woche vorgelegten Ersten Engagementbericht des Bundesfamilienministeriums.

Der erweiterte Kreisvorstand tagte in Thedinghausen.
Mitglieder des SPD-Kreisvorstandes in Verden. V.l.n.r.: Eva-Maria Hibbeler, Fritz-Heiner Hepke, Paula Kramann, Bernd Michallik, Dörte Liebetruth, Manuel Kramer, Ralf Großklaus, Nicola Beneke, Rainer Cordsmeier, Heinz Möller.

"Nun muss die Bundesregierung das neu gewonnene Wissen dazu nutzen, das bürgerschaftliche Engagement weiter zu stärken. Bürgerschaftliches Engegement ist enorm wichtig, doch es darf vom Staat auf allen Ebenen nicht dazu missbraucht werden, sich aus seiner sozialen Verantwortung zu stehlen.", folgerte Michallik.

"Die Bereitschaft der Menschen, sich freiwillig zu engagieren, wächst stetig. Diese Menschen benötigen aber mehr Begleitung, Förderung und Anerkennung.", betonten Bürgermeister Diethelm Ehlers und SPD-Fraktionschef Rolf Thies an Hand von Beispielen aus der Samtgemeinde Thedinghausen in ihren Begrüßungsworten. Nach Meinung von Fritz-Heiner Hepke, SPD-Kommunalpolitikeraus Achim, müsse jedoch für ein nachhaltiges, umfassendes ehrenamtliches Engagement verstärkt gesicherte hauptamtliche Strukturen gehalten werden. Zu diesen Strukturen gehöre ein gutes und professionelles Freiwilligenmanagement, Freiwilligenagenturen, Mehrgenerationenhäuser und Qualifizierungseinrichtungen für Freiwillige."

Hepke klagte darüber, dass eine gesicherte Förderung dieser Infrastruktur derzeit noch fehle. Es sei richtig, dass auch das zuständige Bundesfamilienministerium die enorme Bedeutung des bürgerschaftlichen Engagements erkannt habe, aber Freiwilligensurvey, Nationale Engagementstrategie, Nationales Forum für Engagement und Partizipation und der aktuelle Engagementbericht würden keine notwendige Engagementpolitik ersetzen, erläuterte der SPD-Sozialpolitiker.

Außerdem dürfe bei aller Freude über engagierte Unternehmen im Landkreis Verden nicht vergessen werden, dass dadurch weder gesicherte noch stabile Rahmenbedingungen für das ehrenamtliche Engagement entstünden, folgerte Rainer Cordsmeier aus dem SPD-Kreisvorstand. Ob so tatsächlich eine starke Bürgergesellschaft, wie sie von der Politik angestrebt wird, als Kooperationsmodell von Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft entstehen könne, müsse sich erst einmal in der Praxis beweisen, gab der Sozialdemokrat zu bedenken.

"Wenn die Bundesregierung jetzt auf eine Zusammenarbeit mit Unternehmen zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements setzt, darf damit jedoch kein weiterer Rückzug aus der Verantwortung und Finanzierung durch die staatlichen Ebenen eingeläutet werden.", warnte auch SPD-Kreisvorsitzender Michallik.

Auf der SPD-Tagung in Thedinghausen wurde ferner deutlich, dass für viele Organisationen das freiwillige Engagement von zentraler Bedeutung ist. Viele ihrer vorgestellten Dienste und Projekte widmen sich der Förderung von bürgerschaftlichem Engagement für die unterschiedlichsten Zielgruppen, ob Kinder, Jugendliche, Eltern, Senioren, Migranten oder Menschen mit Behinderung. Überall in diesen Bereichen ist in den Städten und Gemeinden des Landkreises Verden Freiwilligenarbeit von und für Menschen durch Ehrenamtliche angesagt, fasste Bürgermeister Diethelm Ehlers abschließend dankend zusammen.