Erziehermangel durch bessere Rahmenbedingungen bekämpfen

"Vielerorts können bereits heute Krippengruppen nicht eröffnet und Einrichtungen nicht ausgebaut werden, weil es an qualifizierten Erziehern fehlt.", klagte Eva-Maria Hibbeler, Vorsitzende des Bezirksfrauenrates der Vereinigten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) und SPD-Kreistagsabgeordnete, auf einer Veranstaltung der Verdener Sozialdemokraten im Parkhotel "Grüner Jäger".

Eva-Maria Hibbeler aus Verden ist SPD-Kreistagsabgeordnete.

Dabei erinnerte die Sozialdemokratin auch an das aktuelle Ergebnis der Studie "Ländermonitor – Frühkindliche Bildungssysteme" der Bertelsmann-Stiftung.

Dass das Programm allein mit dem Personalstamm der Kitas gelöst werden könne, bezweifelte Eva-Maria Hibbeler, zumal rund 97 Prozent der Fachkräfte weiblich sind. Es sei ein Irrglaube, anzunehmen, dass alle Erzieherinnen Vollzeit arbeiten wollen. Deshalb müssen sich auch Kindertageseinrichtungen in Bezug auf ihre Fachkräfte dem Thema "Vereinbarkeit von Familie und Beruf" verstärkt stellen, betonte die Verdi-Gewerkschafterin. Dennoch sei es aufgrund der rechtlichen Strukturen nicht allen Einrichtungen möglich, so Hibbeler, den Frauen, die Vollzeit arbeiten möchten, auch entsprechende Verträge anbieten zu können.

Darüber hinaus müsse überlegt werden, wie mehr Frauen, aber auch Männer für den Erzieherberuf gewonnen werden können. "Die Gewerkschaft Verdi kennt das Problem des Fachkräftemangels sehr gut", erklärte Hibbeler in der von Gerard-Otto Dyck moderierten Tagung. Die Gründe dafür seien vielfältig. So sei die Ausbildung mit bis zu fünf Jahren eindeutig zu lang und zu wenig praxisoriertiert. Auch sei die Vergütungsstruktur im Bereich der Kindertageseinrichtungen nicht angemessen, erklärte die Verdi-Frauensprecherin unter Zustimmung der Verdener Sozialdemokraten.

Im Wettbewerb um Fachkräfte habe der Kinderbetreuungsbereich damit immense Nachteile, monierte Eva-Maria Hibbeler und forderte, deshalb auf das geplante Betreuungsgeld zu verzichten. "Mit den geplanten Mitteln des Betreuungsgeldes und besseren Rahmenbedingngen könnten bis zu 50.000 Erzieherstellen geschaffen werden.", rechnete die Sozialdemokratin vor.

Für die SPD-Kreistagsabgeordnete Hibbeler ist die geplante Einführung eines Betreuungsgeldes ein gesellschaftlicher Rückschritt, der wichtige Ziele der Arbeitsmarkt-, Bildungs- und Familienpolitik gefährdet. Er konterkariere die Anstrengungen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Außerdem werde durch das Betreuungsgeld ein falscher Anreiz geschaffen, sich aus dem Beruf zurückzuziehen. Das Betreuungsgeld sei vor allem auch nicht im Interesse derjenigen Kinder, die eine frühzeitige intensive Förderung benötigen.Überhaupt nicht nachzuvollziehen ist für Hibbeler, dass Hartz-IV-Empfänger von Leistungen ausgeschlossen werden sollen. Hier sind besonders alleinerziehende Frauen und Aufstocker von Sozialleistungen betroffen, die wieder einmal abgestraft werden sollen.

Eva-Maria Hibbeler weiter: "Statt ein Betreuungsgeld einzuführen, sollte besser in den Krippenausbau investiert werden. Niedersachsen muss hier seine bundesweite Schlusslichtposition endlich verlieren. Zwischenzeitlich sollte selbst Ministerpräsident McAllister spätestens bei seiner Visite in dem Verdener Unternehmen Block gemerkt haben, wie wichtig zusätzliche Kita-Plätze auch vor Ort sind. Auch würde ein Betreuungsgeld vor allem Kinder aus ohnehin schon bildungsfernen Familien von der sehr wichtigen frühkindlichen Bildung fernhalten."